Die US-amerikanische Wissenschaftlerin Marie-Laure Ryan, Jahrgang 1946, ist auf dem Gebiet der Narratologie (der Wissenschaft vom Erzählen) eine zentrale und vielfach ausgewiesene Expertin. Sie wurde nach einem Studium der französischen, englischen und deutschen Literaturwissenschaft, der Linguistik sowie der Informatik – unter anderem in Göttingen – mit zahlreichen internationalen Fellowships bedacht, zum Beispiel mit dem National Endowment for the Humanities Fellowship (1998/99), als Fellow der Cornell Society for the Humanities (1999) und insbesondere mit dem renommierten Guggenheim Foundation Fellowship (2001/02). Die Forschungsarbeiten von Ryan sind unter anderem mit dem Modern Language Association (MLA) Prize for Independent Scholars (1991) und dem Aldo and Jeanne Scaglione Prize for Comparative Literary Studies der MLA (2002) ausgezeichnet worden. Zurzeit ist Ryan Scholar-in-Residence am English Department der University of Colorado (Boulder/USA).
Marie-Laure Ryan hat mehrere Bücher und zahlreiche Artikel zu Fragen des Erzählens, der Fiktionalität, aber auch über virtuelle Welten und digitale Medien veröffentlicht. Sie ist Mitherausgeberin der beiden wichtigen Reihen "Routledge Encycopedia of Narrative" (mit David Herman und Manfred Jahn) und "Frontiers of Narrative". Besonders einflussreich ist ihr einschlägiger Sammelband "Narrative across Media" (2004), der als Brücke zwischen Erzähltheorie und Medientheorie gesehen werden kann. Die dort veröffentlichten Aufsätze stellen ein Kompendium der gegenwärtigen (intermodalen) Erzählforschung dar. Sie untersuchen am Beispiel der Face-to-Face-Kommunikation, des stillen und des bewegten Bildes, der Musik und der digitalen Medien, welchen Einfluss die verschiedenen Medien auf die Gestaltung des Erzählens nehmen.