Episcopal Divinity School, USA
Prof. Dr. Kwok Pui Lan ist William F. Cole Professor of Christian Theology and Spirituality an der Episcopal Divinity School in Cambridge/Massachusetts. Ihr Name steht für einen Paradigmenwechsel in der Missionsgeschichtsschreibung von der Ausbreitung des Christentums als Projekt des "Weißen Mannes" zur Geschichte lokaler Christentümer. Auch in der interreligiösen Hermeneutik hat Kwok neue Standards gesetzt, indem sie etwa darauf hinwies, dass in Asien die Bibel nur im Kontext der Heiligen Schriften der anderen Religionen gelesen werden kann. Aufgrund ihres interdisziplinären Ansatzes, der feministische und postkoloniale Theorieansätze einbezieht, wird Kwok nicht nur in theologischen Kreisen, sondern auch darüber hinaus beachtet.
(v.l.) GFK-Direktor Univ.-Prof. Dr. Matthias Neubert, Prof. Dr. Kwok Pui Lan, Preisträgerin des Gutenberg Research Award 2015, und Universitätspräsident Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch (Foto: Simon Büttner, brikettfilm)
Kwok Pui Lan, geboren 1952 in der damals britischen Kronkolonie Hongkong, erhielt ihre Ausbildung zunächst an der Chinese University in Hongkong und im Rahmen der South East Asia Graduate School of Theology. Sie hat an der Harvard University promoviert und hält Ehrendoktortitel von Universitäten in den Niederlanden und Schweden. Die breite Anerkennung, die sie genießt, zeigte sich in ihrer Wahl zur Präsidentin der American Academy of Religion (AAR) im Jahr 2011 – der mit Abstand größten und einflussreichsten Fachvertretung für Religionswissenschaften und Theologie. Kwok Pui Lan wurde mehrfach für ihr wissenschaftliches Werk wie auch für ihre Lehrtätigkeit ausgezeichnet, u.a. mit dem renommierten Lehrpreis der AAR.
Mit der Verleihung des Gutenberg Research Award ehrt die JGU eine herausragende Vertreterin der postkolonialen feministischen Theologie und setzt zudem ein deutliches Signal für die Öffnung der deutschsprachigen akademischen Theologie für interkulturelle Fragestellungen. Die Universität bindet damit eine international anerkannte christliche Intellektuelle, die sich in öffentlichen Diskursen prominent zu Wort meldet, an Mainz. Dadurch ergeben sich weitreichende Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der interkulturellen Theologie, wie sie an der Professur für Religions- und Missionswissenschaft der Evangelisch-Theologischen Fakultät der JGU vertreten wird. Kooperationen bestehen bereits auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung und Entwicklung interkultureller Lehrstrategien.